Calima: heißer und staubiger Wind aus der Sahara trifft Teneriffa

von Jutta
Update:

Was ist Calima?

Normalerweise bestimmt der Nordostpassat das Wetter auf Teneriffa, bringt saubere Atlantikluft mit sich und schützt vor der Hitze des nah gelegenen Afrikas.

Manchmal aber schwächt sich der kühlende Passatwind ab und trockener, warm bis heißer Wind aus der Sahara erreicht die Kanaren, der feinen Wüstenstaub mitbringen kann.

Die Kombination aus Hochtemperatur plus Wüstenstaub wird als „Calima“ bezeichnet (auch wenn es strenggenommen Calima-Wetterlagen ohne Staub gibt).

Wie sieht es bei Calima aus, wie fühlt es sich an?

Zwei gute Nachrichten vorweg: Erstens sind starke Calima die Ausnahme. Und zweitens erreicht der Saharastaub Teneriffa meistens in Höhen oberhalb von 5000 Metern. Der Einfluss auf uns Menschen ist dann eher gering. In der Höhe wirkt sich die Wetterlage hauptsächlich auf die Wolkenbildung und Himmelsfärbung aus.

Manchmal aber erreicht eine Calima auch die niedrigeren Regionen von Teneriffa. Das merkst du spätestens dann, wenn es plötzlich deutlich heißer und nebelig-dunstig wird. Bei starker Calima kann es sein, dass du nur wenige 100 Meter mehr weit schauen kannst und deine Umgebung in ein rötlich-oranges Licht getaucht ist.

Die Temperaturen können bei einer Calima auf über 40°C am Tag klettern und auch nachts kühlt es sich dann nicht merklich ab. Der Nebel einer Calima ist aber nicht feucht, so wie wir das aus Deutschland kennen, sondern trocken. Die Sicht wird nämlich nicht von Nebel=Wassertröpfchen, sondern durch orangen Saharastab beeinträchtigt. Das findet sich auch im anderen lokalen Namen für die Calima wieder, der „bruma seca“ = trockener Nebel lautet.

Calima: Fakten und Phänomene

  • im Spanischen heißt es la Calima (Endung auf a, also weiblich). Dementsprechend verwende ich in diesem Artikel auch im Deutschen den weiblichen Artikel. Auch wenn die wörtliche Übersetzung „der Dunst“ lautet.
  • Verkehrte Temperaturverhältnisse: Normalerweise nimmt die Temperatur pro 100 Höhenmetern um rund 0,5 bis 1° C ab. In den Bergen ist es also kälter als in den unteren Lagen. Nicht so bei Calima. Da bleiben die Küstenlagen kühler als die Höhenlagen. Zum einen, weil das Meer die unteren Luftschichten ein wenig abkühlt und zum anderen, weil die heiße Luft besonders häufig die Höhenlagen ab 500-1000 Metern trifft.
  • Mit der Calima können Tiere auf die Kanarischen Inseln befördert werden: Darunter verschiedene Vogelarten, Heuschrecke und Libellen , wie der Naturforscher und -Fotograf Juan José Ramos Melo aus Los Silos in einem Zeitungsartikel berichtet.
  • Während der Calima und insbesondere in den eh schon trockenen Sommermonaten gilt: Es herrscht erhöhte Brandgefahr, offenes Feuer ist unter Strafe verboten. Auch achtlos weggeworfene Zigarettenkippen und Scherben von Glasflaschen können leicht verheerende Brände verursachen
  • Lässt die Calima nach, kommt häufig Regen: Die feinen Staubpartikel der Calima können Feuchtigkeit anziehen und so als Kondensationskern für Wolken dienen. Hier ein Video über die Wolkenbildung über dem Teide.

Calima kann zwischen 10-15 Mal im Jahr vorkommen und dauert normalerweise 2-3 Tage. In seltenen Fällen bleibt diese Wetterlage und die Staubwolke aber auch bis zu 14 Tagen bestehen. Üblicherweise ist die Calima in den Wintermonaten häufiger, staubiger und stürmischer. Sie kann aber auch während des Sommers auftreten.

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Ist Calima ein Grund auf eine Reise nach Teneriffa zu verzichten?

Nein! Calima ist eine Extremwetterlage, die in der „Staubvariante“ nur selten im Jahr vorkommt. Kein Grund also, nicht nach Teneriffa zu fahren. Aber seien wir ehrlich: Wenn Calima mit Staub in den bewohnten Regionen herrscht, kann sie nerven.

Die Hitze und der Staub können zu verschiedenen Beschwerden führen, von denen die häufigste Sonnenbrand ist. Auch wenn der Himmel trüb ist, solltest du nicht auf Sonnenschutz verzichten. Denn die Staubpartikel reflektieren die UV-Strahlung und können bei empfindlichen Personen zu einer ordentlichen Hautrötung führen (aus Unwissenheit schmerzhaft getestet).

Bei einer starken Calima können die Atemwege durch die trockene Luft austrocknen und das Atmen erschweren. Entsprechend sind vor allem Allergiker, Asthmatiker und Lungenkranke sowie ältere Menschen betroffen. Der feine Staub setzt sich auf die Haut, die Schleimhäute und in die Augen, was ebenfalls zu Problemen führen kann.

Wenn hohe Staubkonzentrationen in der Luft liegen, solltest du dich möglichst wenig draußen aufhalten, viel trinken und auf anstrengende körperliche Aktivitäten wie Sport oder Wanderungen verzichten.

Calima ist im Sommer heißer, im Winter staubiger

Auf den Kanarischen Inseln gibt es zwei Saisons für Calima, eine im Winter und eine im Sommer:

Im Sommer wird der Staub vor allem über die Sahara-Luftschicht transportiert. Die Sahara-Luftschicht ist eine warme, trockene und staubige Luftschicht. Sie bildet sich typischerweise zwischen dem späten Frühling und frühen Herbst über der Sahara. Ihren Höhepunkt hat sie im Sommer, meist zwischen Ende Juni bis Ende August. Die Sahara-Staubwolke befindet sich meist zwischen 1.500 und 6.000 Metern hoch in der Atmosphäre und kann sich sich von Nordafrika bis in subtropische und tropische Breiten ausdehnen.

Im  Sommer transportieren Winde die Sahara-Staubwolke in der Höhe von der westafrikanischen Küste weg, über den Atlantik bis nach Südamerika. Auf diesem Weg Richtung Westen liegen die Kanarischen Inseln. Liegt die Staubwolke so in der Atmosphäre, dass sie die Höhenlagen von Teneriffa trifft, kann es im Juli, August und September zu Staubereignissen kommen.

Ab und zu erreicht die warme Sahara-Luftschicht auch die niedriger liegenden Gebiete von Teneriffa. Das ist dann für jeden deutlich zu spüren, plötzliche Hitze macht sich breit und die Staubpartikel trüben die Sicht –  der Atem der Sahara hat Teneriffa erreicht.

Im Winter (November bis März) kommt der Saharastaub vor allem mit Calima-Winden nach Teneriffa. Sie entstehen, wenn die normalerweise in (Süd)Ost-Richtung pustenden Winde Afrikas nach Nordwesten umgelenkt werden. Diese Winde unterbrechen den Einfluss des zumeist vorherrschenden Nord-Ostpassat und leiten Staub in geringen Höhen (0 – 1500 m) zu den in Strömungsrichtung liegenden Kanaren, wie dieses eindrucksvolle Video zeigt. Und dass in zum Teil hohen Konzentrationen – in Extremfällen wie im Frühjahr 2020 bis zu 2000 μg/m3 . Calima im Winter sind nicht unbedingt mit hohen Temperaturen verbunden, aber häufig gesellt sich ein stürmischer Wind dazu.

Süden oder Norden – wer ist stärker von der Calima betroffen?

Calimas strömen von Nordafrika aus über die Kanaren hinweg. Damit trifft die staubhaltige Luft vor allem die südlichen und östlichen Gebiete Teneriffas, wie dieses Satellitenbild der NASA sehr schön zeigt. Der 3715 Meter hohe Teide und die Bergrücken des Teno-Gebirges können als eine natürliche Barriere fungieren, so dass die Luftströmung ein klein wenig abgelenkt wird und der im Windschatten liegende Nordwesten Teneriffas weniger stark von der Staubbelastung betroffen ist. Als ausgleichende Gerechtigkeit kann es aber in bestimmten Gegenden des Nordens noch etwas heißer werden als im Süden. Das liegt daran, dass die heiße Luft auf die Süd- und Ostseite Teneriffas trifft, an den Bergen aufsteigt und auf der anderen Seite wieder abfällt. Dabei erwärmt sie sich und die eh schon warme Luft wird entsprechend noch heißer. Diesen Effekt kennst du vielleicht aus dem Alpenraum als „Föhn“.

Extra-Wissen zum Calimastaub

Wieviel Staub gelangt jährlich durch die Calima nach Teneriffa?

Im jährlichen Mittel liegt der Eintrag des Feinstaubs im Nordwesten der Kanarischen Inseln bei 1 bis 8 µg/m3. Feinstaub bezieht sich hier auf die Größe der Staubpartikel, deren aerodynamischer Durchmesser weniger als 10 Mikrometer bzw. 0,01 mm beträgt (PM10). Auch die Gehalte der noch kleineren PM 2,5 und PM1 Partikel werden von der Calima beeinflusst, aber ebenfalls durch menschlichen Quellen.

Die gerade aktuelle Luftqualität, die neben Feinstaub noch von weiteren Partikeln wie Stickstoff- und Schwefeldioxid beeinflusst wird, kannst du für Teneriffa und die restliche Welt hier abrufen.

Wie kommt der Staub in die Luft und wo passiert das?

Afrika ist die größte Quelle für Mineralstaub weltweit. Täglich werden in der Sahara Tonnen von Sandstaub aufgewirbelt. Dies geschieht zum einen durch starke Winde, die von Nord nach Ost wehen und den Wüstensand in die Luft heben. Zum anderen führen die hohen Temperaturen in der Sahara dazu, dass die vom Boden aufsteigende heiße Luft Sandstaub mitreißt.

In beiden Fällen fallen die dickeren und schwereren Sandkörner wieder zu Boden, aber die klitzekleinen und feinen Staubpartikeln steigen in höhere Luftschichten auf. Schließlich befindet sich der Staub dann in Höhen zwischen 1500 bis 6000 Metern, wo er bis zu 6 Monate herumschweben und die sogenannte Sahara-Staubwolke bilden kann.

Forscher zeigten, dass die Bodélé-Depression in der Republik Tschad die Hauptquelle von Saharastaub ist. Der Staub, der die Kanarischen Inseln befällt, kommt aber aus einem anderen Gebiet. Er stammt hauptsächlich der Westsahara und Teilen Mauretaniens, Algerien und Marokko.

Wie kommt der Staub aus der Luft zurück zum Boden?

Die feinen Staubkörner, die kleiner als 80 µm sind liegen in der Sahara-Staubwolke fein verteilt vor und können lange in der Höhenluft verbleiben. Lässt die Windströmung nach, können zunächst die größten Teilchen nicht mehr in der Schwebe gehalten werden und sinken mit der Schwerkraft ab. Wird die Windgeschwindigkeit noch geringer, fallen auch die kleineren und schließlich die feinsten Staubpartikel zu Boden. Je nach Intensität der vorherigen Staubkonzentration bildet sich eine dünnere oder dickere Staubschicht, die wirklich alles bedeckt und wegen der feinen Partikel in und durch nahezu jede Ritze kriecht. Da bleibt nur eins – Putzen. Ja, auch das Dach.

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