Dezember 2018, die erste Hausbesichtigung und -besprechung mit Henry, unserem Bauunternehmer. Normalerweise läuft das ja andersrum, erst die Begutachtung vom Bauprofi vor Ort und dann der Hauskauf. Aber Henry hatte bereits im September das Maklervideo vom Haus gesehen und war der Überzeugung, dass das Haus keine Feuchtigkeitsprobleme hat und wir waren zum Spontanentschluss gekommen, zu kaufen. Nicht, dass uns nochmal jemand ein Haus vor der Nase wegschnappt.
Zugegeben, die Wand hat mir mehrere unruhige Nächte bereitet, aber jetzt hieß es Lösungen finden und nicht Probleme wälzen. Kann ich mir an guten Tagen einreden. An weniger guten durchforste ich das Internet und lerne ich Begriffe und Techniken wie „Opferputz“ kennen. Soweit die theoretische Auseinandersetzung in der Ferne mit dem Thema. Umso gespannter war ich auf die Einschätzung von Henry, wenn er das erste Mal wirklich vor Ort ist.
Erdgeschoss. Die Wand. Mein banger Blick auf Henry und Oscar, der wieder für uns übersetzt, wenn unsere Spanischkenntnisse ans Limit kommen. Die beiden gucken sich an, verstehen ganz offensichtlich mein Problem nicht und erklären: Das ist keine nasse Wand. Eine nasse Wand ist es erst, wenn Wassertropfen die Wand runterlaufen. Ah ja, mein Fehler. Außerdem, so die erste Analyse, kommt das Wasser von einer undichten Wasserleitung des Bades oder der Küche. Da wir so oder so alles aufreißen, rausrupfen und erneuern, bräuchte ich mir überhaupt keine Gedanken machen. Thema erledigt, zumindest für die Männer.
Auch das Obergeschoss überzeugt und der Fachmann erklärt: Keine Risse in Wänden oder Decken, super Zustand. Der Mann weiß wirklich zu beruhigen. Auf dem Dach wird dann belustigt festgestellt, dass wir schon gemütliche Stühle gekauft haben, um die Aussicht stilvoll zu genießen.
Das Dach muss allerdings mal wieder abgedichtet werden, damit es unten auch weiterhin trocken bleibt. Und während Henry erklärt, wie er das machen wird, fällt sein Blick auf das Nachbardach und alle weiteren Erklärungen werden einfach, denn auch das hat er gemacht und wir haben direkt nebenan das Ergebnis seiner Arbeit. Sieht gut aus und ich bin so beruhigt, dass ich beim runtergehen die minimal angefeuchtete Wand praktisch gar nicht mehr wahrnehme.