Der Kanarische Erdbeerbaum bringt Farbe in den immergrünen Lorbeerwald

von Jutta
Update:

Leuchtend gelb-orange Früchte, auf die sich Vögel laut piepsend stürzen und ein roter Stamm. Damit fällt der Kanarische Erdbeerbaum in der immergrünen Lorbeerwald im Norden von Teneriffa ziemlich auf.

Benannt ist dieser Baum und seine nahen Verwandten nach ihren Früchten, die wie kleine Erdbeeren aussehen sollen. Doch damit endet die Ähnlichkeit schon, denn die Früchte schmecken nicht nach Erdbeeren. Mich erinnern die Früchte des Kanarischen Erdbeerbaums auch eher an sehr kleine kleine Mandarinen.

Lassen wir die Äußerlichkeiten mal beiseite: unter der rauen, zähen Außenschale liegt ein mehliges, süßliches Fruchtfleisch mit einer große Menge winziger Samen.  Für die Vögel ist das ein gefundenes Fressen. Vielleicht erfreuen sie sich auch daran, dass die Früchte teilweise am Baum gären und kleine Mengen Alkohol produzieren.

Der Kanarische Erdbeerbaum – seine Familie und Name

Der Kanarische Erdbeerbaum (Arbutus canariensis) ist eine von elf Arten innerhalb der Pflanzengattung der Erdbeerbäume. Diese gehören zur Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae) und sind hauptsächlich in Mittelamerika und dem Mittelmeerraum verbreitet.

Der spanische Name lautet Madroño canario und stammt von den kastilischen Eroberern der Kanarischen Inseln. Diese fühlten sich wohl an einen Erdbeerbaum aus ihrer Heimat erinnert, den Arbutus unedo auch Westlicher Erdbeerbaum genannt. Inmitten der Hochebene von Kastilien liegt Madrid. Einst war die Stadt von diesen Erdbeerbäumen umgeben und noch heute zeigt das Stadtwappen einen Erdbeerbaum mit roten Früchten und einen Bären.

Der Kanarische Erdbeerbaum ist endemisch, uralt und selten geworden

Der Kanarische Erdbeerbaum  ist ein mittelgroßer, immergrüner Baum, der nur auf den Kanarischen Inseln vorkommt, hier also endemisch ist. Die Art entwickelte sich vor etwa 10 Millionen Jahren, als sich der Kanarische Erdbeerbaum im Erdzeitalter des Miozän von seinen nächsten Verwandten abgespalten hat.

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Einst kam er in den Lorbeerwäldern an den Nordküsten von La Palma, El Hierro, La Gomera, Teneriffa und Gran Canaria häufig vor. Noch im 19. Jahrhundert berichteten Botaniker von großen Beständen. Davon ist nicht viel übrig geblieben: Schätzungen zufolge gibt es heute weniger als 10.000 wild vorkommende Exemplare. Und die kommen in weit verstreuten Populationen vor. Nicht die besten Voraussetzungen für die Vermehrung.

Apropos Vermehrung. Der Kanarische Erdbeerbaum verbreitet sich vor allem über die Samen in seinen orangen Früchten. Er besitzt aber auch schlafende Knospen an seiner Stammbasis. Diese sitzen tief genug, um einem Feuer zu entgehen. Wenn die oberirdischen Pflanzenteile durch einen Waldbrand zerstört werden, kann der Kanarische Erdbeerbaum an den schlafenden Knospen neue Triebe bilden. Er ist jedoch nicht vollständig an das Feuer angepasst. Der Kanarische Erdbeerbaum neigt dazu zu verschwinden, wenn wiederholte Brände auch tiefe Bodenschichten betreffen.

Auch wenn die Art und ihr Lebensraum heute gut geschützt und die Bestände stabil sind, wird sie dennoch auf der internationalen Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als Nearly Threatened, also potentiell gefährdet, geführt. Nur auf Teneriffa ist der Kanarische Erdbeerbaum noch einigermaßen verbreitet.

Wo du den Kanarischen Erdbeerbaum noch finden kannst

Der Madroño canario wächst in den Höhenlagen von 500 -1000 Metern, hauptsächlich in den feuchten Lorbeer- und Fayal-Brezal-Wäldern, vereinzelt auch im feuchten Kiefernwald. Er bevorzugt steile, sonnige Standorte auf Bergrücken oder Hängen. Meist kommt er einzeln vor, kann aber auch kleine Baumgruppen bilden.

Schöne Exemplare des Kanarischen Erdbeerbaums kannst du zum auf dieser Wanderung im Monte del Agua finden. Wenn es weniger anstrengend sein soll, dann empfehlen wir dir den Parque del Drago Milenario in Icod de los Vinos. Hier findest nicht nur den berühmtesten Drachenbaum von Teneriffa, sondern auch ein hübsches Exemplar des Kanarischen Erdbeerbaum.

Wie du den Kanarischen Erdbeerbaum erkennst

Der immergrüne, hohe Strauch bis kleine Baum wird in der Regel 3-4 m hoch. Einzelne Exemplare erreichen sogar eine Höhe von 7 bis zu 10 Metern und können 600-700 Jahre alt werden.

Die Rinde des Kanarischen Erdbeerbaums ist rötlich-braun und löst sich in dünnen, papierartigen Streifen vom darunterliegenden sehr glatten Stamm. Im Gegensatz zum Westlichen Erdbeerbaum (Arbutus unedo) wird seine Rinde nicht mit dem Alter grau.

Die immergrünen, ledrigen Blätter erscheinen normalerweise in Büscheln an den Enden der Zweige. Sie sind länglich-lanzettlich, bis zu 15 cm lang und 2-4 cm breit, und haben einen leicht gesägten Rand. Die Blätter erwachsener Bäume sind auf der Oberseite dunkelgrün und auf der Unterseite etwas heller.

Zu seiner Blütezeit im Herbst oder Frühwinter ist der Kanarische Erdbeerbaum mit endständig hängenden Rispen aus glockenförmigen, duftenden Blüten bedeckt. Diese sind weiß bis blassgrünlich, oft mit rosa Schimmer. Aus den zwittrigen Blüten entwickelt sich eine 2–4 cm große kugelförmige Beere mit körniger Oberfläche, die im reifen Zustand orange-gelb ist. Häufig sind an einem Baum zur selben Zeit Blüten und die Früchte vom Vorjahr zu sehen, da diese sehr langsam reifen.

Der Madroño del Barranco de Ruíz

Normalerweise erreichen Kanarische Erdbeerbäume eine maximale Höhe von 10 Metern. Im Gemeindegebiet von Los Realejos, (genauer gesagt im Barranco de Ruíz, kannst du ein 12 Meter hohes Exemplar finden. Mit drei Hauptästen und einem Seitenast ist er einer der größten Erdbeerbäume der Kanarischen Inseln. Die Gemeinde hat diesen Baum auf regionaler Ebene unter Schutz gestellt.

So wurde der Kanarische Erdbeerbaum genutzt

In vorspanischer Zeit gab es nur wenige Bäume mit essbaren Früchten auf den Kanarischen Inseln. Und so nutzten bereits die ersten Bewohner von Teneriffa, die Guanchen, die Früchte des Kanarischen Erdbeerbaums als Nahrungsmittel. Heutzutage werden aus den Früchten oft Marmeladen und Konfitüren hergestellt. Die Früchte des Kanarischen Erdbeerbaums schmecken im Gegensatz zu dem im Mittelmeerraum vorkommenden Westlichen Erdbeerbaum weniger bitter. Dessen Früchte werden vor allem zu alkoholischen Getränken vergoren.

Die Blätter und die Rinde werden zur traditionell zur Bekämpfung von Harnwegsinfektionen, Blasenentzündungen, Nierensteinen und Nierenkoliken verwendet. Die Rinde ist reich an Tanninen, weshalb sie als pflanzlicher Gerbstoff bei der Herstellung von Leder verwendet wurde. Das Holz wurde zur Herstellung von Möbeln, Brennholz und Kohle verwendet.

Der Kanarischen Erdbeerbaum und die Mythologie

Einige Menschen glauben, dass der Kanarische Erdbeerbaum der Baum der goldenen Äpfel im Garten der Hesperiden ist.

Der griechischen Sage nach wuchsen die golden Äpfel im Garten der Götter im äußersten Westen, gepflegt und bewacht von den Hesperiden sowie dem hundertköpfigen Drachen Ladon. Die goldenen Äpfel bzw. der Baum an dem sie wuchsen, waren ein Geschenk der Erdmutter Gaia zur Vermählung zwischen Hera und Zeus. Sie waren die Früchte der Unsterblichkeit. Herkules musste den Drachen töten und drei Äpfel entwenden, um die vorletzte der zwölf Aufgaben zu erfüllen, die ihm von Eurystheus, dem König von Mykene, auferlegt wurden.

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