Tajinaste rojo – das leuchtend rote Blütenspektakel am Teide

von Jutta
Update:

Jedes Jahr, wenn das Frühjahr langsam in den Frühsommer übergeht, gibt es eine Explosion im Teide-Nationalpark: eine Blütenexplosion in allen Farben.

Die länger werdenden Tage in Kombination mit steigenden Temperaturen geben den Pflanzen in dieser hochgelegenen Vegetationszone das Signal zur Blütenbildung. Und bald darauf – in der kurzen Zeit von Mai bis Juni – leuchten gelbe, lila, weiße, blaue und rote Blüten zwischen dem kargen Lavageröll und -gestein hervor.

Dabei ragt eine Pflanze besonders heraus und das ist ganz wörtlich zu nehmen, denn die leuchtend rot blühenden Tajinasten strecken sich bis zu 3 Meter in die Höhe. Die Tajinaste rojo del Teide, auch Roter Teide Natternkopf genannt, ist der unbestrittene Star des jährlichen Blütenspektakels.

Was macht die Tajinaste rojo so besonders?

Die schiere Größe ihres Blütenstands macht die Tajinaste bereits zu einem Hingucker. Aber es wird noch spektakulärer, denn der säulenartige, unverzweigte Blütenstand besteht aus unzähligen kleinen Einzelblüten.

Bis zu 50.000 rote Blüten ziehen sich wie eine Girlande von der Basis zur immer dünner werdenden Spitze. Anfangs sind die 1 bis 1,5 cm langen, trichterförmigen Blüten rosarot bis violett. Je älter sie werden, desto stärker verfärben sie sich blau.

Bläulich sind auch die Staubgefäße, die weit aus den  Blüten herausragen.

Aus den roten trichterförmigen Blüten der Tajinasten ragen blaue Staubbeutel heraus.

Wann blühen Tajinasten?

Die Blütezeit der Tajinaste rojo ist von Mitte Mai bis Mitte Juni. Je nach aktuellen Wetterbedingungen gibt es auch schon mal Ende April die ersten blühenden Exemplare bzw. zieht sich die Blüte bis in den Juli hinein. Die Gesamtblütezeit einer Pflanze beträgt 3-5 Wochen.

Wo wachsen Tajinasten auf Teneriffa?

Wilde Tajinaste rojo wachsen im Hochgebirge von Teneriffa, in einer Höhe zwischen 2000 und 2400 Metern über dem Meeresspiegel. Du findest sie in der Caldera de las Cañadas, der riesigen halbkreisförmigen Senke unterhalb des Teidegipfels.

In großen Beständen wachsen die Tajinasten an den etwas flacher abfallenden Hängen der bis zu 600 m hohen Cañadas-Kraterwände. Außerdem zwischen Felsen auf steinig-sandigen Böden, wo sich Feuchtigkeit etwas länger halten kann.

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Wo sind die besten Stellen, um Tajinasten zu sehen?

Die roten Tajinasten werden auch Teide-Natternköpfe genannt. Der Name verrät es schon, du findest sie vor allem im Teide-Nationalpark. Geeignete Stellen, um die einzigartige Blütenpracht zu betrachten, sind z.B.

  •  Los Azulejos
  • entlang der Wanderroute Siete Cañadas“, vor allem in der Nähe von La Fortaleza
  • der Mirador La Ruleta bzw. an den Roques de García
  • der Mirador Tabonal negro
Mannshohe Tajinasten direkt am Wegesrand. Praktisch, denn die sensible Natur im Teide-Nationalpark kann nur erhalten werden, wenn wir alle auf den offiziellen Wegen bleiben und nicht auf der Suche nach dem nächsten Foto in der Natur rumtrampeln. In diesem Sinne: Danke dir, dass du die Regeln respektierst.

Intensives Pflanzenleben im Hochgebirge – so wachsen Tajinasten bis zur Blüte

Die Heimat des Teide Natterkopf ist die subalpinen Hochgebirgszone von Teneriffa. Hier herrscht ein raues Klima und die Vegetationsperiode ist kurz. Nur wenige Pflanzenarten können die täglichen Temperaturschwankungen im zweistelligen Bereich, die starke UV-Einstrahlung, Wind und die geringen Niederschlagsmengen überleben.

Optimal an diesen Lebensraum angepasst ist der Rote Teide Natternkopf, der die meiste Zeit seines Lebens nicht besonders spektakulär aussieht, zumindest langläufig betrachtet.

Die lanzettförmigen Blätter wachsen in spiraliger Anordnung nah am Boden und nicht entlang eines emporragenden Stängel, so dass eine Blattrosette entsteht. Bis zu 50 cm lang können die Blätter werden und sind auf beiden Seiten mit unzähligen kleinen Härchen bedeckt (der Name der Familie Raublattgewächse komrosettemt ja nicht von ungefähr), was eine Anpassung an die Kälte, Hitze und Dürre ist. So schützen die Haare unter anderem vor direkter Sonneneinstrahlung und reduzieren den Wasserverlust der Pflanze – das ist in dieser Gegend besonders wichtig, denn es regnet oder schneit nur selten in den Cañadas.

Über mehrere Jahre wächst die Tajinaste in der harschen Umgebung des Teide und kann einen Durchmesser von bis zu einen Meter erreichen kann.

Nach 4-6 Jahren, bei ungünstigen Umweltbedingungen auch erst nach fünf bis zehn Jahren, beginnt das Höhenwachstum des Stängels. Aus der Mitte der Rosette wächst die zentrale Knospe zu einem Stängel mit Blättern empor, die nach oben hin immer kleiner und schmaler werden. An der Stängelspitze bildet sich der einzelne, langkegelige Blütenstand mit tausenden von roten und nektarreichen Trichterblüten.

Tajinaste rojo - die vermutlich bekannteste Blütenpflanze von Teneriffa.

Klotzen, nicht kleckern – das Motto der Tajinastenblüte

Tajinasten blühen nur einmal, dafür aber mit bis zu 50.000 Blüten und sterben dann ab. Übrig bleiben die trockene Achse des Blütenstandes und unzählige Samen.
Zwei verblühte Tajinasten von denen nur das Skelett des Blütenstands zu übrig ist.
Im Vergleich zu verwandten, mehrfach blühenden Arten bilden die einmalig blühenden Tajinasten sehr viel mehr Samen aus. Das kann ein Vorteil sein, denn unter den harschen Umweltbedingungen am Teide wird so die hohe Sterblichkeit der Keimlinge und kleinen Tajinastenpflänzchen durch eine riesige Anzahl an produzierten Samen kompensiert. Die massive Blüte ist also eine Anpassung an den  unwirtlichen Standort.

Wer bestäubt die unzähligen Blüten der Tajinaste rojo?

Zahlreiche Tiere werden vom Nektar der Tajinastenblüten angelockt. Die Bestäuber, die am häufigsten sind und du am häufigsten sehen kannst, sind Bienen – einheimische und eingeführte.

Die Blüten werden zudem von verschiedenen Schmetterlings- und Fliegenarten sowie von Eidechsen besucht.

Auch Vögel sind Bestäuber der Tajinaste rojo, so Wissenschaftler. Sie interpretieren das leuchtende Rot der Blüten sogar als eine Anpassung an Vogelbestäubung und konnten Kanarengirlitz, Blaumeise, Kanarenzilpzalp an den Blüten beobachten. Die drei einheimischen Vogelarten besuchten die Blüten vor allem zu Beginn der Blütezeit, also bevor die Frühjahrsblüte ihren Höhepunkt erreicht und bis zu 2.700 Bienenstöcke zur Honiggewinnung im Teide-Nationalpark aufgestellt werden.

Wie wird die Tajinaste rojo noch genannt und woher stammen die Namen?

Tajinaste ist auf ein Wort aus der Sprache der Ureinwohner der Kanarischen Inseln, der Guanchen. Über seine Bedeutung gibt verschiedene Theorien, unter anderem könnte es „Nadel“ bedeuten und auf den rauen und scharfen Charakter der Blätter und Stängel der Pflanze anspielen.

Das Wort Tajinaste wurde verwendet, um eine bestimmte Gruppe von Pflanzen zu beschreiben, die auf den Inseln heimisch sind und zur Gattung Echium gehören.

Heute bezieht sich der Begriff Tajinaste hauptsächlich auf eine bestimmte Art innerhalb der Gattung, nämlich Echium wildpretii. Diesen Namen erhielt sie zu Ehren des Schweizer Hermann Wildpret. Als Gärtner und Botaniker spielte er eine wichtige Rolle bei der Erweiterung  des Botanischen Gartens von La Orotava. Wildpret erweiterte die Artenvielfalt des Gartens und war zudem Initiator und Förderer vieler anderer Parks und Gärten auf Teneriffa.

Tajinaste rojo sind außerdem als Orgullo de Tenerife (Stolz von Teneriffa) und als Sangre del Teide (Blut des Teide) bekannt.

Botanisches Insiderwissen

Neben ihrer unbestrittenen Schönheit finden Naturliebhaber den Teide Natternkopf so besonders, weil er eine seltene endemische Rosettenpflanze der trockenen subalpinen Zone der kanarischen Insel Teneriffa ist. Dröseln wir das mal auf:

Tajinasten sind selten

Der Rote Teide Natterkopf war wegen weidender Ziegen vom Aussterben bedroht. Durch die Ernennung des Teide-Nationalpark im Jahr 1954 und des damit einhergehenden Verbots für Vieh- und Landwirtschaft in diesem Gebiet erholten sich die Bestände. Heute gilt der Teide Natternkopf immer noch als selten, kommt aber lokal gehäuft vor. Die Gesamtgröße der einzelnen Populationen (einschließlich der Jungpflanzen) reicht von weniger als 10 bis zu mehr als 3000 Individuen.

Aus der Ferne: Felshang mit zahlreichen Tajinasten.

Tajinasten sind Endemiten und das sind ihre nächste Verwandten

Die Tajinaste, mit wissenschaftlichem Namen Echium wildpretii , ist eine riesige Rosettenpflanze und gehört zur Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae). Wild wächst sie ausschließlich auf den Kanaren. Und dort nur in den Hochgebirgen – diese kommen auf Teneriffa und La Palma vorkommen, alle anderen kanarischen Inseln sind zu flach.

Von der Art Echium wildpretii gibt es zwei Unterarten (auch Subspezies genannt, abgekürzt mit ssp.):

  • die rot blühende Unterart wächst im Teidebebiet und in kleinen Gebieten auf La Palma
    [Echium wildpretii ssp. wildpretii H. Pearson ex Hook.f.]
    (rojo = rot)
  • das rosa blühende Unterart wächst nur im Hochgebirge von La Palma
    [Echium wildpretii ssp. trichosyphon (Svent.) Bramwell]

Die Tajinaste rojo ist also ein Endemit – eine Pflanzenart, die ausschließlich in einem abgegrenzten Bereich vorkommt.

Tajinasten sind Riesen-Rosettenpflanzen

Der Teide-Natterkopf ist eine Rosettenpflanze. Deren Kennzeichen sind Laubblätter, die dicht gedrängt am Stängelgrund stehen und so eine Rosettte bilden.

Rosettenpflanzen kennen wir auch aus Deutschland –  Löwenzahn und Primeln zum Beispiel. Im Unterschied zu den krautigen Arten des europäischen Festlands wachsen die verschiedenen Echium-Arten auf den Kanaren ausschließlich als mehrjährige Holzpflanzen oder Riesenstauden mit verdickten Pfahlwurzeln und einem kurzen Stamm. Deshalb werden sie auch als Rosettenbäume bezeichnet.

Botanische Illustration der Tajinaste rojo

Der spanische Biologe und Botaniker Juan Luis Castillo hat eine wunderschöne botanische Illustration der Tajinaste rojo angefertigt.

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Botanische Illustrationen haben eine lange Tradition und waren vor der Erfindung der Fotografie die einzige Möglichkeit,  Pflanzenarten  und ihre charakteristischen Merkmale festzuhalten.

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