Teno-Rasca: Meeresschutzgebiet vor Teneriffas Südwest-Küste

von Jutta
Update:

Teno-Rasca ist eine geschützte Zone zur Erhaltung der Küste und des Meeres, die vor der Südwest-Küste von Teneriffa liegt. Hier, in der Meerenge zwischen Teneriffa und Gomera, erreichen die ganzjährig ruhigen und warmen Gewässer bereits wenige Seemeilen vor der Küste Tiefen von durchschnittlich 1500 bis maximal 2400 Metern. Und das bietet Delfinen und Walen so gute Lebensbedingungen und reichlich Nahrung, dass du sie hier ganzjährig beobachten kannst.

Wo liegt die Teno-Rasca Zone und wie groß ist sie?

Benannt wurde das Schutzgebiet nach seinen Außengrenzen: Punta El Fraile (Teno) im Norden und Punta Salema (Rasca, Las Galletas) im Süden. Es reicht bis zu 12 Meeresmeilen weit ins Meer hinein und erstreckt sich über eine Küstenlänge von rund 50 km km entlang der fünf Gemeinden Buenavista del Norte, Santiago del Teide, Guía de Isora, Adeje und Arona.

Das Teno-Rasca Gebiet umfasst eine Fläche von 695 km2. Im Jahr 2011 wurde Teno-Rasca zum „Besonderen Schutzgebiet “ erklärt und gehört zum ökologischen Netzwerk Natura 2000.  Dessen Ziel ist die Erhaltung von Wildtieren und Pflanzenarten sowie natürlichen Lebensräumen in Europa.

2021 wurde der Meeresstreifen für die verantwortungsvolle und nachhaltigen Beobachtung von Walen und Delfinen als erstes Walschutzgebiet in Europa ausgezeichnet und als Walkulturerbe (Whale Heritage Site) anerkannt.

Was gibt es im Küstenstreifen Teno-Rasca zu entdecken?

Wale und Delfine sind unbestritten die größte touristische Attraktion des Teno-Rasca Küstenstreifens. Aber das ist noch nicht alles, denn zur Küste gehören Bereiche des Landes und des Meeres. 

An Land: Steile Klippen und flache Buchten

An Land des Teno-Rasca Gebietes liegen im Norden die steilen Klippen von Los Gigantes. Daran anschließend wechseln sich Richtung Süden Sand- oder Kiesstrandbuchten mit mittleren und hohen Klippen ab. Die Lage im Südwesten schützt den Bereich vor den auf der Insel vorherrschenden Passatwinden und sorgt für zumeist milden Temperaturen – gute Gründe, warum dieses Gebiet die touristisch am dichtesten besiedelte Gegend der Insel Teneriffa ist.

Im Meer: Vielfältige Unterwasserlandschaften

Im Meer wird es dann so richtig vielfältig, denn die außergewöhnliche und schützenswerte Kombination des warmen, ruhigen Wassers und großen Tiefen in unmittelbare Landnähe bietet unvergleichliche Lebensräume und -bedingungen für zahlreiche Tiere und Pflanzen.

1100 Sandbänke

Da wären die 1100 mit Meerwasser bedeckten Sandbänke. Einige sind nicht mit Pflanzen bewachsen. Andere Sandbänke werden von braunen Röhrenaalen bewohnt. Sie leben in Kolonien von wenigen bis tausenden Tieren in Höhlen, die sie mit ihrem Schwanzende in den Sand graben. Nur der Kopf und obere Teil des Körpers ragt aus dem Sand heraus und pendelt auf der Suche nach Nahrung hin und her. Zu den Sandbänken gehören auch die küstennahen Maerlböden aus Sand bzw. Kies, der zu mehr als 50 Prozent aus verzweigten, lebenden oder toten Rotalgen besteht. Sandböden bewachsen mit Seegras bilden die ökologisch besonders wertvollen Seegraswiesen. Hier finden viele Wirbellose und Fische, vor allem die Jungtiere, Zuflucht vor Feinden und Futter. 

8330 Meereshöhlen

In das Innere von komplett oder halb untergetauchten Meereshöhlen dringt kein Licht. Bis auf wenige Rotalgen im Eingangsbereich können in den Höhlen keine Pflanzen oder Algen wachsen, da diese auf die lichtabhängige Photosynthese angewiesen sind. Damit sind die dunklen Meereshöhlen ein idealer Lebensraum für sessile Wirbellose wie Schwämme, Korallen, Seescheiden und Moostierchen. Nachtaktive Tiere, darunter Krebstiere und Fische, nutzen die Meereshöhlen tagsüber als sicheren Zufluchtsort als Schutz vor Feinden.

1100 Riffe

Riffe sind ein weiterer Lebensraum für verschiedene Tiere und Algen. Sie leben in oder auf den langen, aber schmalen Erhebungen des Meeresbodens. Vor allem die bis zu 40 cm hohen Braunalgen Cytoseira wachsen hier. Sie sind  auf eine gute Wasserqualtität angewiesen und bilden komplexe marine Wälder, die wiederum Lebensraum für weitere Algen, Wirbellose und auch Fische sind.  Golftange (Sargassum), die auch zu den Braunalgen gehören, sind an den Riffe ebenfalls häufig. Auf und zwischen den Tangen leben zahlreiche Meerestiere wie zum Beispiel Meeresschildkröten.

5 Arten Meereschildkröten und über 370 Fischarten

Meeresschildkröten durchqueren seit mehr als 100 Millionen Jahre durch die Ozeane der Welt und haben natürliche Feinde, Klimakatastrophen und das Aussterben der Dinosaurier überlebt. Heute leben acht Schildkrötenarten in den tropischen und subtropischen Meeren der Erde, fünf davon kommen in den Gewässern der Kanaren vor. Alle sind vom Aussterben bedroht.

Die Unechte Karettschildkröte (Caretta caretta) ist vor Teneriffa am häufigsten anzutreffen und zählt zu den größeren Meeresschildkröten. Die weiteren vier Meereschildkröten, die im Teno-Rasca vorkommen sind die Grüne Meeresschildkröte (Chelonia mydas), gelegentlich auch die Echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata), die Lederschildkröte (Dermochelys coriacea) und die Karibische Bastardschildkröte (Lepidochelys kempii).

Mindestens 370 Fischarten leben im Gebiet Teno-Rasca, darunter der ostatlantische Trompetenfisch (Aulostomus strigosus), der Schrift-Feilenfisch (Aluterus scriptus), der  Braunrücken-Igelfisch (Chilomycterus atringa) und die Blaue Stachelmakrele (Caranx crysos)

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Ortstreue Wale und Delfine

Das Teno-Rasca Gebiet ist ein Traum für Wale: 24 der 90 weltweit bekannten Wal- und Delfinarten wurde hier bereits beobachtet. Pilotwale und Große Tümmler leben hier ganzjährig in ortstreuen Populationen.

Andere Walarten passieren Teneriffa während ihrer jahrestypischen Wanderungen durch die Weltmeere. Sie wandern über große Strecken von den Futterplätzen in den den nördlich gelegenen,  kalten Meeresgebieten im Sommer zu den tropischen, warmen Meeresgebieten, in denen sie sich im Winter paaren und wo die Geburt der Jungen stattfindet. Diese Wanderer nutzen das ruhige, vor hohem Wellengang geschützte Teno-Rasca Gebiet, um sich auszuruhen.

Vor allem im Frühjahr/Frühsommer (März-Mai) und auch im Herbst besteht die Chance bei einer nachhaltigen Whale Watching Tour nicht nur die Residenten, sondern auch wandernde Großwale wie Brydewalen, Finnwale und sehr selten sogar Blauwale zu sehen.

Die Residenten

  • Pilotwal /Kurzflossen-Grindwal  (Globicephala macrorhynchus)
    • eine der wenigen ortstreuen, ganzjährig ansässigen Populationen weltweit
    • rund 30 Familien mit insgesamt ca. 200 bis 500 Tieren
    • ernähren sich hauptsächlich von Tintenfische, Sepien, Kraken, Kalmare und Fischen
    • die deutlich größeren Männchen werden bis zu 5 Meter lang und wiegen bis zu 3600 kg
    • leben etwas weiter von der Küste entfernt, dort wo das Meer eine Tiefe von 1000 Metern und mehr erreicht
    • tauchen bei der meist nächtlichen Nahrungssuche bis zu 600  bis knapp über 1000 Meter tief
    • gehört zur Familie der Delfine und zur Unterordnung der Zahnwale
    • wird als Wal bezeichnet, da er mehr als 4 Meter lang ist
  • Große Tümmler (Tursiops truncatus)
    • „Flipper“
    • knapp unter 3 Meter lang bis zu 500 kg
    • leben küstennah
    • gehört zur Familie der Delfine und zur Unterordnung der Zahnwale, die sich carnivor ernähren und nur ein Blasloch haben

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