Unterschätzte Gefahr: das bedeutet Alarm wegen Küstenphänomenen

von Jutta
Update:

Es gibt eine Wetterwarnung, die regelmäßig für Fragezeichen und Verwirrung sorgt: fenómenos costeros. Übersetzt heißt das soviel wie Küstenphänomene. Klingt erstmal spannend, ist aber potentiell gefährlich.

Wenn eine Wetterwarnung Regen, Wind, Sturm, Hitze oder Calima-Staub ankündigt, weißt du vermutlich genau, was dich erwartet. Aber fenómenos costeros? Das Wort sagt erstmal nur aus, dass die Küste betroffen ist. Was also bedeutet es genau?

Was ist eine Warnung für Küstenphänomene?

Eine Warnung wegen Küstenphänomenen wird ausgesprochen, wenn die Windgeschwindigkeit und/oder die Wellenhöhe in einem küstennahen Gebiet ungewöhnlich oder gar gefährlich ist. Dann warnt der spanischen Wetterdienst AEMET, um die Bevölkerung zu schützen und sie auf potenzielle Gefahren hinzuweisen, die beim Baden, Wassersport oder auch beim Aufenthalt am Strand oder Uferpromenaden auftreten können.

Küstenphänomene haben zwei Komponenten, die zusammen auftreten können, aber nicht müssen:
Wind und Wellen.

Was macht Küstenphänomene so gefährlich?

Es ist wie immer im Leben, ein guter Teil unseres Verhaltens basiert auf unseren bisherigen Erfahrungen. Und genau die können dazu führen, dass wir auf Teneriffa die Warnung vor Küstenphänomenen falsch einschätzen und diese zu einer echten Gefahr werden.

Bestimmt kennst du die Küstenwarnungen des Deutschen Wetterdienst für die Küsten der Nord- und Ostsee und die Nordfriesische Küste: hier wird vor Wind, Sturm, Böen oder Gewittern gewarnt. Und unsere Erfahrung addiert automatisch schlechtes Wetter mit Regen hinzu. Außerdem, du hast es bestimmt gemerkt, gibt es bei der deutschen Küstenwarnung keine Warnung vor Wellengang.

Drei Fehlannahmen zu fenómenos costeros:

  • es ist nicht zwangsläufig stürmisch oder stark windig.
  • es ist nicht zwangsläufig regnerisch.
    Ganz im Gegenteil. Fenómenos costeros können auch bei strahlendem Sonnenschein auftreten.
  • das Meer sieht nicht unbedingt stürmisch und aufgewühlt aus. Manchmal sieht es weiter draußen sogar relativ ruhig aus.

Wozu das führen kann? Manch einer denkt: die Sonne scheint und es ist ein schöner Tag, mit dem Wetter ist alles in Ordnung. Und spaziert an der Küstenlinie, um die spektakulären Wellen zu beobachten oder das vermeintlich perfekte Urlaubsfoto zu machen.

Im Glauben das Meer und die heranrollenden Wellen einschätzen zu können, wird die Gefahr kollosal unterschätzt. So passiert es jedes Jahr, dass Personen von einzelnen besonders hohen und kräftigen Welle erfasst werden, auf die Felsen geschleudert oder ins Meer gezogen werden. In beiden Fällen herrscht Lebensgefahr! Nicht immer kann die Seenotrettung vor Ort helfen. Jedes Jahr gibt es Todesfälle wegen der unterschätzten Gefahr von fenómenos costeros.

Es kann sein, dass es regnet oder auch nicht. Es kann windig sein oder auch nicht.

Ganz sicher aber ist das Meer gefährlich, wenn es eine Warnung für Küstenphänomene gibt.

Videos: so können fenómenos costeros aussehen

Kein Foto kann die Dynamik der fenómenos costeros einfangen. Deshalb verlinken wir zu ausgewählten Videos bei youtube:

Warnung vor Küstenphänomenen

Wann wird gewarnt?

Der spanische Wetterdienst AEMET warnt die Bevölkerung, wenn ein unerwünschtes meteorologisches Phänomen zu erwarten ist, das materielle oder menschliche Schäden verursachen kann.

Vor Küstenphänomenen wird gewarnt, wenn entweder die Windgeschwindigkeit oder die Wellenhöhe einen bestimmten Schwellenwert überschreitet. Natürlich kann auch beides gleichzeitig auftreten.

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So erfährst du von einer Warnung

Du erfährst von einer Warnung über die (Lokal)presse und websites wie z.B. dem spanischen Wetterdienst radioeuropa oder rtvc.es . Zudem berichten die Informationskanäle der einzelnen Gemeinden, z.B. über facebook. Einige Bereiche werden vor Ort zudem mit Flatterband abgesperrt und auf gefährdeten Uferstraßen werden  Parkverbotsschilder aufgestellt.

Die Warnfarben: Alarmstufe Rot oder alles im grünen Bereich?

Das AEMET-Warnsystem basiert auf einer farbigen Ampel:

  • Grün : kein meteorologisches Risiko.
    Es ist nicht zu erwarten, dass das Wetter erhebliche Auswirkungen hat, obwohl diese geringfügiger oder lokaler Natur sein können.
  • Gelb : Vorwarnstufe
    Kein meteorologisches Risiko für die allgemeine Bevölkerung, wohl aber für bestimmte Aktivitäten.
  • Orange: erhebliches meteorologisches Risiko
    Ungewöhnliche meteorologische Phänomene mit einem gewissen Grad an Gefahr für normale Aktivitäten.
  • Rot : extremes meteorologische Risiko
    Ungewöhnliche meteorologische Phänomene von außergewöhnlicher Intensität und mit einem sehr hohen Risikoniveau für die Bevölkerung.

So bleibst du sicher

Die Kanarische Regierung hat eine Reihe von Ratschlägen veröffentlicht, die auf die Gefahren der Küstenphänomene hinweisen und helfen, diese zu vermeiden. Die vollständige Liste findest du hier.

Und das sind die wichtigsten Tipps:

  • Halte Abstand zur Küste
    • Geh nicht schwimmen: nicht ins Meer, nicht in einen Charco.
    • Geh nicht dorthin, wo die Wellen brechen – verzichte also auf Spaziergänge auf Kaimauern, kletter nicht auf Felsen am Meer herum und Co.
    • Vor allem, riskiere nicht dein Leben, um in der Brandungszone Fotos oder Videos von der vermeintlich perfekten Welle zu machen.
  • Wenn du ungewöhnliche Wellen bemerkst, bleib nicht in der Nähe des Meeres. Komm auch dann nicht näher, wenn sich das Meer plötzlich beruhigt.
  • Wenn du andere Menschen an gefährlichen Orten siehst, warn sie vor der Gefahr.
  • Wenn du an Land bist und siehst, dass jemand ins Wasser gefallen ist, benachrichtige die 112.

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