Auf den Spuren der unbekannten Tsunamis von Teneriffa

von Jutta
Update:

Der Küstenstreifen von Los Silos über Buenavista del Norte bis zur Punta de Teno ist ein besonders spannendes Fleckchen auf Teneriffa. Es ist wirklich außergewöhnlich, was es hier zu sehen gibt: zahlreiche Charcos, bizarr geformte Lavaströme, ein fauchender Bufadero und noch vieles mehr.

Zu den Besonderheiten an Land gehören Guanchenhöhlen, versteinerte Wespennester und ein riesiges Loch im Boden. Außerdem kannst du hier Muscheln, Korallen, Seeigel und sogar Fossilien von Fischen entdecken.

Meeresgetier im Landesinneren – wie kommt das bitteschön dahin? Gehen wir rund 170 Millionen Jahre zurück. In die Zeit, als Teneriffa von einem riesigen Vulkan beherrscht wurde, der sich steil aus dem Meer erhob: dem Vulkan Las Cañadas.

Eine fossile Muschel ist in einem Stein aus Geröll eingeschlossen, der an Land liegt.

Ein riesiger Unterwasser-Erdrutsch löst einen Tsunami aus

Alles begann mit Erdbeben und einem gewaltigen Hangrutsch am Las Cañadas Vulkan vor der Nordküste – in der Gegend des heutigen Icod de los Vinos. Dieser Erdrutsch fand überwiegend unter Wasser statt.

So wie sich ein Schneebrett vom Berg löst, können auch im Meer ganze Hänge ins Rutschen geraten. Kurz zur Erinnerung: was wir von Teneriffa sehen, ist nur der aus dem Wasser ragende Teil. Der Großteil der Insel, das Fundament oder der Inselsockel, liegt unter der Wasseroberfläche.

Durch den Hangrutsch hatten sich mehr als 100 km³ von der nördlichen Flanke Teneriffas abgelöst, rasten als dicker Schuttfächer am Meeresboden entlang und lösten in sekundenschnelle einen Tsunami aus. Dessen Wellen breiteten sich kreisförmig aus und trafen zusammen mit dem aufgewirbelten Meeresboden auf die Nordküste Teneriffas. Diese ist durch steile Vulkanhänge in Küstennähe gekennzeichnet. Nur an der Isla Baja und Teno Bajo gibt es flache Küstenplattformen und damit einen breiten, flachen Küstenstreifen.

Der gewaltige Tsunami überspülte die beiden flachen Küstenbereiche und hinterließ dort eine massive Geröllschicht, inklusive Meerestieren wie Muscheln, Meerestieren und Korallen. Noch heute kannst du hier die Geröllschicht bis zu 320 Meter landeinwärts finden.

Vulkanausbruch, Bergsturz und noch ein Tsunami

Doch das war noch nicht das Ende der Katastrophe. Durch das ruckartige Abrutschen der Flanke änderten sich die Druckverhältnisse in der Magmakammer des Las Cañadas Vulkans, der explodierte und mehr als 20 km³ feine Gesteinstrümmern und Bimsstein über die gesamte Insel schleuderte . Dieser Ausbruch ist bekannt als El Abrigo Ausbruch. Bis auf 20 Meter türmt sich der Auswurf im Süden,  in den Bandas de Sur. Im Orotavatal und Tiagaga-Massiv sind die Schichten 3-5 Meter und auf der Isla Baja 2-3 Meter dick.

Am Ende des Ausbruchs gab es einen weiteren Hangrutsch, diesmal über der Meeresoberfläche. Die gesamte Kuppel des Las Cañadas Vulkan im Zentrum der Insel rutschte ruckartig nach Norden ins Meer ab und bildete so das Tal von Icod.

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Die herabstürzende Flanke soll eine durchschnittliche Dicke von 1500 Metern gehabt haben. Unvorstellbare  Mengen Vulkanmaterial rutschten so mit enormer Geschwindigkeit, vermutlich innerhalb von Minuten, bis ins Meer ab. Dort raste der Schutt entlang des Meeresbodens und löste einen zweiten Tsunami aus. Dieser war noch höher war als der erste und wieder wurde die flachen Küstenplattformen der Nordküste überschwemmt.

In Teno bajo finden sich Geröllschichten dieses zweiten Tsunamis bis zu 50 Metern über dem Meeresspeigel. Auf der Isla Baja sind seine Ablagerungen bis 700 Meter im Inland und an der Westflanke des Vulkan Taco in Höhen zwischen 115 und 132 Meter über dem Meeresspiegel zu finden.

Durch den Erdrutsch von Icod wurden im Meer 210 Kubikkilometer Gestein abgelagert, dabei erstreckt sich der Schuttfächer auf bis zu 20 km Breite und 105 km Länge.

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Abbildung: Schuttfächer im Meer

So hoch waren die Wellen der Tsunamis wirklich

Die Höhe der Tsunami-Wellen wird in Studien und sonstigen Veröffentlichungen in Bezug auf den aktuellen Meeresspiegel angegeben.

Zur Zeit der Tsunamis, also vor rund 170 Millionen Jahren, lag der Meeresspiegel aber rund  80-120 Meter unter dem heutigen Meeresspiegel. Das heißt, dass die maximale Höhe (Auflaufhöhe) der Tsunamiwellen in Teno Bajo 140 Meter und in der Isla Baja 230 Meter hoch waren. 230 Meter, das ist mehr als doppelt so hoch wie die Freiheitsstatue in New York

Hier kannst du die Tsunamiablagerungen am besten sehen

Wenn du im Küstengebiet von Los Silos aufmerksam umherwanderst, kannst du mit etwas Glück die Spuren der Tsunamis finden.

Einfacher geht es in Buenavista del Norte, genauer am Strand Las Arenas. Hinter dem Parkstreifen findest du einen Querschnitt durch die verschiedenen Schichten der Tsunamiablagerungen, da hier Erde für den Bau der Straße abgeräumt wurde.

Literatur

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