Die Westkanareneidechse (Gallotia galloti)

von Jutta
Update:

Fast überall auf Teneriffa wirst du Eidechsen begegnen, vom Strand bis in die Berge – selbst auf den im Meer liegenden Felsen Roque de Garachico und Roques de Anaga sollen sie leben. Auf der westlichen Kanareninsel Teneriffa findest du die Art Gallotia galloti, oder einfach Westkanareneidechse.

Zusammen mit ihren Verwandten auf den anderen Kanarischen Inseln gehören sie zur  Gattung der Kanareneidechsen (Gallotia). Der Name der Gattung lässt es ahnen – Kanareneidechsen sind endemisch und kommen nur auf den Kanaren vor, weil der Atlantik eine unüberwindbare Barriere für die schlechten Schwimmer darstellt.

Wie sieht die Westkanareneidechse aus?

Gallotia galloti haben einen robusten Körperbau und einen kräftigem,  relativ breiten Kopf.  Die Männchen sind deutlich größer als die Weibchen, wobei die Länge von Kopf bis Rumpf bei erwachsenen Männchen um die 10 bis 13 cm liegt. Kanareneidechsen können, den Schwanz mit eingerechnet, eine Gesamtlänge von 30 bis bis über 40 cm erreichen. Selten aber findet man so große Tiere, weil der Schwanz in Gefahrensituationen zur Verwirrung des Angreifers abgeworfen werden kann und kaum ein erwachsenes Tier noch seinen kompletten Schwanz besitzt.

Die Männchen haben eine dunkle Grundfärbung, eine leuchtend blaue Kehle und eine Reihe blauer Seitenflecken. Besonders auffällig gefärbt sind sie zur Paarungszeit. Dann erscheinen auf dem dunkel gefärbten Körper leuchtend gelb-grüne und blaue Flecken. Junge, nicht-dominante Männchen sind unscheinbarer, viel weniger auffällig und matter gefärbt, sie können sogar wie Weibchen aussehen. Die Weibchen sind dezent in unterschiedlichen Brauntönen gefärbt und haben eine hellblaue bis bronzefarbende Kehle. Die Jungtiere erkennst du an zwei dunklen äußeren Längslinien.

Nicht gefährlich, aber streitsüchtig…

Für den Menschen ist die Westkanareneidechse nicht gefährlich – untereinander ist das nicht immer der Fall, denn die Echsen gelten als streitsüchtig und aggressive Zusammenstöße zwischen Männchen sind häufig.

Ein Konflikt beginnt typischerweise damit, dass sich zwei Männchen in einem Abstand von etwa 30 cm auf erhobenen Vorderbeinen umkreisen, die Wamme (das ist die von der Kehle bis zur Brust reichende Hautfalte an der Unterseite des Halses) verlängert und der vordere Teil des Körpers seitlich zusammengedrückt. Als Drohgebärde setzen die Eidechsen auch ihre seitlichen blauen Farbflecken ein. Die Gegenseite reagiert mit Kopfnicken und Schwanzzittern als Demutsbezeugungen – sowie eine rechtzeitige Flucht vor dem Drohenden. Wenn sich aber keiner der Gegner zurückzieht, eskaliert der Konflikt zu echten Kämpfen, mit extrem schnelle Bewegungen und Wenden sowie heftigem Beißen. Die Gesamtdauer einer Begegnung kann bis zu 30 Minuten dauern, die intensive Phase bis zu mehreren Minuten.

Auch laut kann es untereinander zugehen, denn ihre deutlich zu hörende Stimme setzen die Westkanareneidechsen als offensives und defensives Signal ein. Vor allem in der Dunkelheit, von Beginn der Dämmerung bis etwa Mitternacht, wenn die tagaktiven Eidechsen ihre Verstecke und Schlupflöcher aufsuchen, kannst du ein deutlich zu hörendes Quieken bis sehr lautes Piepsen von Gallotia galloti hören.

Insbesondere die unterlegenen Tiere setzen ihre Stimme ein, zum Beispiel wenn das ein dominante Männchen an den nächtlichen Schlupflöcher patrouilliert oder versucht einzudringen. Dann können die unterlegenen Tiere laut und erregt „schimpfen“, so dass das dominante Tier verschwindet.

… und gefräßig

Westkanareneidechsen fressen eigentlich alles, was ihnen irgendwie fressbar erscheint und was sie überwältigen können. Dazu gehören kleine wirbellose Insekten, Früchte und Pflanzen. Vor allem  fleischige Früchte und besonders die der Pflanzen Rubia fruticosa and Plocama pendula machen einen Großteil der Nahrung aus. Daher gelten Kanareneidechsen als ein wichtiger Verteiler für Pflanzensamen. Gerne fressen sie auch Bananen, Tomaten und Weintrauben – nicht gerade zur Freude der Bauern und Hobbygärtner.

Dort wo das natürliche Nahrungsangebot gering ist, die Touristen aber zahlreich sind, kannst du bettelnde Westkanareneidechsen beobachten. So zum Beispiel auf der Wanderung rund um den Chinyero, wo am Aussichtsplatz unter einer Kiefer die Eidechsen quasi auf krümelnde Touristen warten und wenig scheu sind.

Wo kannst du Westkanareneidechsen sehen und beobachten?

Es wird eher schwieriger, keine zu sehen. Westkanareneidechsen kommen fast überall auf Teneriffa vor, sofern der Standort für sie geeignet ist. Dabei spielen Faktoren wie die Verfügbarkeit von Nahrung, Schlupflöchern und Gefährten eine Rolle. Auch muss der Standort für die Wärmeregulierung geeignet sein, da sie wie alle Eidechsen wechselwarm sind, keine konstante Körpertemperatur haben und sich deshalb Sonne brauchen, um sich aufzuwärmen.

Auf Teneriffa leben die Westkanareneidechsen von der heißen, nahezu wüstenhaften Küste bis hoch in die Berge auf  einer Höhe von über 2800 Metern. Es gibt sogar die Berichte, nach denen sie zusammen mit dem Teideginster bis zu einer Höhe von 3200 Metern vordringen. Da es in diesen Höhen in den Wintermonaten frostig werden und sogar Schnee fallen kann, halten die hier lebenden Eidechsen eine Winterruhe. Nur den feuchten Lorbeerwald, dichten Kiefernwald und einen Streifen im unteren Bereich der Passatwolkenzone an der Teneriffas Nordseite scheinen sie nicht zu mögen.

Auch rund ums Haus sind Eidechsen anzutreffen, wenn die Bedingungen vor Ort stimmen. Bei uns hatte es sich eine Eidechse im Gasgrill gemütlich eingerichtet. Der schwarze Deckel heizt sich tagsüber schön auf und spendet abends lange Wärme, zudem noch Schutz vor möglichen Feinden wie Vögeln und Katzen. Aber diese Unterkunft konnten wir der Eidechse aus feuerschutztechnischen Gründen nicht erlauben und am liebsten nutzen wir unseren geliebten Grill selber, daher musste sie ausziehen. Fangen kannst du Eidechsen relativ einfach in einem 10 Liter Wassereimer, an dessen Boden etwas Banane oder Erdnussbutter liegt. Da können sie einfach nicht widerstehen, was ich voll verstehen kann.

Eidechsen: Ein Portrait – Judith Schalansky, Joachim Sartorius, Falk Nordmann

Warum sehen die Eidechsen im Norden und Süden von Teneriffa unterschiedlich aus?

Wenn du auf ganz genau hinschaust, kannst du feststellen: Westkanareneidechsen aus dem Süden und der Mitte Teneriffas unterscheiden sich in Größe und Färbung von denen im Anaga und Teno. Und das liegt daran, dass sich Unterarten ausgebildet haben. Teneriffa entstand zunächst als drei Urinseln. Und auch als später der Bereich derheutigen Inselmitte entstand, blieben die Gebiete im Osten, Süden und Westen, zumindest für die Kanareneidechsen, mehr oder weniger voneinander getrennt, da die Berge und Schluchten für sie nur schwer zu überwinden sind.

So bildeten sich über die Zeit die folgenden Unterarten der Westkanareneidechsen auf Teneriffa aus:

  • Gallotia galloti eisentrauti
    • die besonders farbintensive Pracht-Kanareneidechse
    • Sie hat eine schwarze Grundfärbung, die nach hinten in graue bis braune Farbtöne übergeht. Hinter dem Kopf beginnen zahlreiche gelblich bis grüne Querbänder, die sich bis an den Schwanzansatz ziehen. An den Flanken sind eine Reihe blauer Flecken. An der Kehle und den Wangen ist diese Unterart oft großflächig blau gefärbt. Zusätzlich können die äußeren Bauchschuppen blau sein.
    • lebt im Nordwesten Teneriffas,  vor allem im Anaga-Gebirge
  • Gallotia galloti gallotii
    • die weniger gefärbte, eher schwarz erscheinende Kanarieneidechse
    • lebt im Süden und Teide Nationalpark
  • Mischformen zwischen Gallotia galloti galloti und Gallotia galloti eisentrauti
    • leben im Nordosten und im Bereich des Teno-Gebirge
    • sind in Färbung und Zeichnung eine Mischform zwischen den nördlichen und südlichen Eidechsen
    • Die Männchen haben eine sehr dunkele Grundfärbung und  mehr oder weniger deutliche Querbändern auf dem Rücken. Im Gegensatz zu Gallotia galloti eisentrauti kommen bei der Mischform die blauen Wangen nicht vor und sie haben meistens nur kleine blaue Flecken an den Flanken.
  • Gallotia galloti insulanagae
    • lebt auf der Insel Roque Fuera de Anaga, die vor dem Anagagebirge liegt

Literatur

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