Rundwanderung: Los Silos – Cuevas Negras – Erjos – Las Moradas

von Jutta
Update:

Direkt in Los Silos starten drei offizielle Wanderwege in das Teno-Gebirge. Zwei der Wege lassen sich zu dieser langen und spektakulär-vielfältigen Runde verbinden: über den PR-TF 53 führt der Weg bergauf, vorbei am verlassenen Weiler Cuevas Negras und durch verlassene Terrassenfelder bis nach Erjos. Zurück geht es auf dem PR-TF 54 zunächst durch den immergrünen Lorbeerwald des Monte del Agua dann vorbei an den Ruinenhäusern von Las Moradas und schließlich mit fantastischer Aussicht auf die Küste zurück auf den Dorfplatz von Los Silos.

Auf alten Handelswegen zu Ruinenhäusern, durch verlassene Kulturlandschaften und ursprüngliche Wälder

Der Weg zwischen Los Silos und Erjos

Der Weg Cuevas Negras verläuft neben einer teils wasserführenden Schlucht, ist jahrhundertealt und diente als Verbindung von Los Silos mit dem Süden der Insel Teneriffa. Als der Weg Teil des Camino Real wurde, der Garachico über Erjos mit Puerto Santiago verbindet, wurden viele Abschnitte gepflastert. Dies erleichterte den Menschen und Lasttieren den Auf- und Abstieg und damit den Transport von Material und Waren zwischen den Dörfern am Meer und denen in der mittleren Hanglagen, die aufgrund ihrer fruchtbaren Bedingungen intensiv landwirtschaftlich genutzt wurden. In einigen Abschnitten sind das alte Steinpflaster, die seitliche verlaufende Mauer zu den angrenzenden Feldern und der steinerne Wasserkanal besonders gut erhalten.

Die Lavaderos de Susana

Du startest den gut ausgeschilderten Wanderweg auf dem zentralen Platz von Los Silos. Einmal über die Verbindungsstraße nach Garachico und Buenavista del Norte hinweg, geht es auf der Calle Susana zunächst an einigen Häusern vorbei. Nach kurzer Zeit liegen auf der linken Seite die Lavaderos – die zum kulturellen Erbe gehörenden öffentlichen Waschplätze von Los Silos. Benannt sind die Straße und Waschplätze nach Susana Martín, die 1792 im einzigen Haus neben der Schlucht lebte.

Noch bis in die 1970er Jahre haben hier die Frauen des Dorfes ihre Wäsche von Hand gewaschen. Vor dem Bau der insgesamt 12 rechteckigen Einzelwaschbecken war das Wäschewaschen sogar noch anstrengender, denn die Frauen wuschen die Wäsche direkt im Wasser des nebenanliegenden Barranco de Cuevas Negras. Dies war durch die auf dem Boden hockende Haltung nicht nur wahnsinnig belastend, sondern führte auch zum stetigen Konflikt um die beste Position am zulaufenden, sauberen Wasser. Insofern stellten die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gebaute Waschplätze eine Verbesserung dar: Jedes der 12 rechteckigen Einzelwaschbecken hat einen Abschrägung zum Schrubben der Wäsche und vor allem einen eigenen Zufluss mit sauberem Wasser. Und so sah ein Waschtag früher aus:

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Der Weg führt nach kurzer Zeit auf einer kleine Holzbrücke über den hier schmalen Bach. (Die links an einer Mauer wachsende Monstera macht jeden Urban Jungle Hipster neidisch!) Danach geht es rechts herum und dann immer weiter bergauf, vorbei an angrenzenden Gemüse- und Obstgärten. Kurz nach der letzten Finca betrittst du den Nationalpark Teno. Ab hier geht der Weg in das alte Steinplaster des Camino real über, steigt auf vielen Serpentinen im Zickzack den Berg hinauf. Du gewinnst rasch an Höhe und die rechts liegende Schlucht des Barranco de Cuevas Negras wird immer tiefer.

Cuevas Negras – die höhlenreiche Felswand und der gleichnamige Weiler

Die Wanderung verläuft zunächst durch den thermophilen Buschwald, dessen typische Vertreter du am Wegesrand entdecken kannst.

Nach einiger Zeit kommst du an zerklüfteten Felswänden vorbei – darunter eine, die besonders auffällig, groß und dunkel ist. Deren Basaltwände entstanden über mehr als eine Million Jahren durch verschiedene vulkanische Ausbrüche. Da die Lava nicht jedes Mal die gleiche Zusammensetzung hatte, unterscheiden sich die Schichten in der Härte ihres Gesteins – manche sind weicher, manche sind härter. Ebenso lang ist das Gestein schon den Temperaturwechseln zwischen Tag und Nacht, Wasser, Sonneneinstrahlung und Wind ausgesetzt. Dadurch verwittert das Gestein und zwar unterschiedlich schnell je nach Härte des Ausgangsgesteins. Die weichen Gesteinsschichten erodieren schneller und so haben sich mit der Zeit bildeten sich so zahlreiche Höhlen in der Felswand, die Cuevas Negras (schwarzen Höhlen).

Kurz darauf erreichst du einige am Wegesrand liegende, verlassene und halb verfallene Häuser, die zum Weiler Casas de las Cuevas Negras gehören und ein Beispiel für die kanarische ländlichen Architektur sind. Die Bewohner der „Häuser bei den schwarzen Höhlen“ lebten von Landwirtschaft, Viehzucht und Forstwirtschaft. Im letzten Jahrhundert sollen es um die 60 Menschen gewesen sein, die in den weit verstreuten Gehöften der Gegend lebten und arbeiteten.

Im Laufe des letzten Jahrhundert wurden die meisten Häuser aufgegeben, einige wurden noch einige Zeit von Aussteigern bewohnt und einzelne Häuser sind es noch heute. Die an den Weg und die Häuser angrenzenden Terrassenfelder sind mittlerweile fast alle überwuchert, aber entlang der folgenden Wegstrecke bis nach Erjos hinauf noch gut zu erkennen.

Der Barbuzano von Cuevas Negras

Gegenüber des zweitem direkt am Wegesrand stehenden Hauses, findest du einen auffällig großen und alten Baum. Es ist ein ca. 18 Meter hoher Barbuzano (Apollonias barbujana), der zu denn geschützten Baumdenkmälern von Teneriffa gehört. Der Standort ist nicht zufällig, hier soll sich das Zentrum der Streusiedlung befunden haben.

Barbuzano gehören zur Familie der Lorbeergewächse, brauchen aber weniger Wasser und sind resistenter gegenüber Trockenheit als seine verwandten Arten, die im höher gelegenen, feucht-kühlerem Nebelwald wachsen. Deshalb kann der Barbuzano auch wie hier, am Übergang des thermophilen Buschwalds zum Rand des Lorbeerwaldes, wachsen.

Die zunächst grünen, später schwarz bis lila farbigen Früchte des Barbuzano sehen aus wie kleine Oliven und können roh oder gekocht gegessen werden. Die Blätter des auf der Makaronesichen Inselgruppe endemischen Baumes sollen als traditionelle Medizin genutzt worden. Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass die Blätter unter anderem einen hohen Gehalt an Polyphenolen haben, die antioxidativ wirken. Zudem sollen die Blätter antibakterielle Eigenschaften haben.

Das dunkel-rote, harte Holz des Baums ist auch als Kanarisches Ebenholz bekannt und ist sehr widerstandsfähig gegenüber Schädlingsbefall. Daher war es sehr begehrt und wurde für Möbel und Türen, als Bodenbelag und für Kassettendecken verwendet, was den Bestand der Barbuzano stark gefährdet hat.

Einer der Dreschplätze der Cuevas Negras

Nur wenige Meter später kreuzt der Wanderweg die hier sehr flache Barrancoschlucht, die bisher rechts des Weges lag und ab jetzt links davon verläuft. Hier geht ein kleiner, mit einem Kreuz markiertem Weg vom eigentlichen Weg nach rechts ab. Folgst du diesem ein paar Meter, gelangst du an einen der alten Dreschplätze des Weilers. Von hier aus hast du eine fantastische Aussicht auf weitere, teils bewohnte, teils verlassene Häuser der Gegend, die hier wachsenden Pflanzen des an Trockenheit und Hitze angepasst thermophilen Buschwalds und auf das Meer.

Der gut erhaltene Dreschplatz „Era de los Pérez“.

Weiter nach Erjos

Zurück auf dem Hauptweg geht es neben den teils kaum noch zu erkennenden Feldern weiter hinauf. Mit zunehmender Höhe wird es kühler und feuchter. Damit verändert sich auch die Vegetation, die immer mit endemischen und eingeführten Pflanzen immer üppiger wird und im Verlauf des Weges in den Baumheide und Lorbeerwald übergeht. In den Monaten von November bis Mai kannst du hier zahlreiche Kanaren-Glockenblumen (Canarina canariensis) entdecken. Aber auch in den anderen Monaten bleibt es botanisch spannend, dann gibt es z.B. Kanarischer Drachenwurz (Dracunculus canariensis),  Kanarischer Fingerhut oder Fuchsien zu entdecken.

Immer wieder kannst du im Verlauf kleine Häusern und Hütten entdecken. Ungefähr auf der Hälfte des Weges nach Erjos ist sogar heute noch eines bewohnt. Der Wald wird üppiger und artenreicher, die Luft kälter und feuchter. Alte, moosbewachsene Wasserkanäle, offen oder mit Steinen abgedeckt, laufen am Wegesrand und neue Wasserrohre liegen daneben oder kreuzen den Weg. Zumindest in den feuchteren Herbst- und Wintermonaten gluckert und rauscht es hier an jeder Ecke. Auf der anderen Seite des Weges gibt es eine lange Steinmauer, die früher Obstplantagen begrenzt hat. Einige Bäume, z.B.  Nisberos (Wollmispeln) kannst du noch heute finden. Später wird die Vegetation aufgelockerter und du findest einige Kanarische Kiefern im Baumheidewald.

Nach einiger Zeit zeigt ein Schild, dass du den Teno Rural Park verlässt. Der schmale Weg läuft zwischen teils verwilderten Feldern entlang und bald du erreichst die ersten Häuser von Erjos. Folge dem Weg nach links und du kannst einen weiteren Dreschplatz entdecken. Danach geht es, am Kirchplatz vorbei, zu einer kleinen Pause in eine der örtlichen Bars des geschichtlich wichtigen Dorfes. Erjos verbindet die Nord- und Südseite von Teneriffa miteinander und war am Handel mit Weizen und Kartoffeln beteiligt. Dazu kamen noch Werkzeuge und Kohle, die aus dem Holz der umliegenden Nebel- und Kiefernwäder herstellt wurden.

Durch den üppigen, immergrünen Lorbeerwald auf den Wanderweg Las Moradas

Nach der Pause geht es zurück nach Los Silos. Zunächst über den PR-TF 54, der als breiter, schatiger Wanderweg in Erjos beginnt und durch den Lorbeerwald des Monte del Agua verläuft. Diesen fast ebenen, nur leicht abfallenden Weg verlässt du an der ausgeschilderten Kreuzung nach rechts. Ab jetzt folgst du einen schmaleren Pfad bergab. Der Lorbeerwald geht langsam in Baumheidewald über und schließlich lichtet sich der Bewuchs: die Aussicht auf die rechts liegende Schlucht des Los Cochinos und auf den angrenzenden üppigen Wald, der früher auch zur Gewinnung von Kohle genutzt wurde, öffnet sich. (Wenn du ganz genau auf den Bergrücken schaust, kannst du den windschiefen Barbuzano vom Hinweg erkennen) Jetzt sind auch wieder typische Vertreter des thermophilen Buschwaldes zu entdecken. Zum Beispiel Kanaren-Erdbeerbäume, die durch ihren glatten, rötlichen Stäme gut zu erkennenden sind.

Die Ruinen von Las Moradas

Der Weg wechselt wieder zu einem Steinpflasterbelag, es geht weiter Richtung Küste und du erreichst die Gehöfte von Las Moradas – zuerst die beiden kaum noch zu erkennenden Gebäude von Moradas de Arriba und wenig später die vier Gebäude von Moradas de Abajo, hinter denen sich sich ein markanter, hoher Bergrücken erhebt. Wie die Ansiedlungen bei den Cuevas Negras, sind auch diese traditionellen kanarischen Landhäuser verlassen. Die Dächer sind teils oder komplett eingestürzt, nur noch die Fassaden und einige Zwischenwände stehen noch. Auch in diesem Gebiet wurde Landwirtschaft, ergänzt mit Viehzucht und Waldnutzung, betrieben. Die terrassierten Felder sind allerdings hier beim Abstieg nicht so gut zu erkennen wie auf dem Hinweg bergauf. Drehst du dich aber einmal um, wirst du sie gut sehen können. Außerdem kannst du verwildertes Getreide entdecken.

Der Name Las Moradas soll sich von den naheliegenden Höhlen ableiten, in denen früher Guanchen lebten (las moradas de cuevas bedeutet übersetzt Höhlenwohnungen). Der Camino, der Las Moradas mit Los Silos verbindet stammt aus dem Ende des 19. Jahrhunderts und wurde von den Stadtbewohner für ihre Ausflüge zum Berg genutzt.

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Literatur

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