Von Müllvögeln und Schmutzgeiern – Streetart in Los Silos

von Jutta
Update:

Seit 2017 ist Los Silos um eine Attraktion reicher: Die große Trashart Skulptur „Half Guirre Canario“ des bekannten portugiesischen Künstlers Bordalo II. Die aus Müll und Schrott erschaffene Skulpturstellt einen Geier dar, der ausschließlich auf den Kanarischen Inseln vorkommt und akut vom Aussterben bedroht ist. Auf Teneriffa ist er bereits ausgestorben und sein letzter natürlicher Lebensraum lag nur wenige Kilometer vom Standort der Skulptur entfernt.

Mit dem „Müllvogel“ macht der Künstler auf die menschenverursachte Verschmutzung unserer Umwelt und die dadurch entstehende Bedrohung für die Tierwelt aufmerksam. Der Geier ist das erste Werk des Künstlers auf den Kanaren und entstand im Rahmen des 10jährigen Jubiläums des Festival Boreal. Zunächst war der Geier hinter dem Rathaus in Los Silos platziert. Mittlerweile ist er ans Meer umgezogen und steht damit ganz in der Nähe der zweiten Skulptur der Gemeinde, dem Seiwal-Skelett.

Anzeige

Der „Müllvogel“ ist ein Schmutzgeier

Der Guirre ist eine stark gefährdete Unterart des Schmutzgeiers, die auf den Kanarischen Inseln endemisch ist, also nur hier vorkommt. In der Vergangenheit war der Schmutzgeier auf den Kanaren weit verbreitet und galt als der am häufigsten vorkommende Greifvogel des Archipels. Aber seit 1950 wurde ein rapider Rückgang beobachtet und bereits um 1955 war der Guirre auf La Gomera ausgestorben. In den 1980er Jahren gab es weniger als fünf Individuen auf Gran Canaria, die nun ebenfalls verschwunden sind.

Die letzten Schmutzgeier von Teneriffa

Auf Teneriffa wurde das letzte Küken 1979 geboren und das letzte Paar dieser Art wurde 1985 in Teno Alto gesehen. An einem Strand von Los Silos wurde 1995 der Kadaver eines dreijährigen Jungtieres gefunden.

Schmutzgeier

El Guirre – Der Kanarische Schmutzgeier (Neophron percnopterus majorensis)

  • ist ein großer Geier mit bis zu 1,65 – 1,8 Metern Flügelspannweite und bis zu 2,4 Kilo schwer
  • der Namen „Guirre“ stammt von den Guanchen
  • ernährt sich fast ausschließlich von Aas und ist wichtig für den ökologischen Kreislauf: er beseitigt Tierkadaver und trägt so dazu bei, dass sich keine Seuchen und Erreger ausbreiten können
  • die Bauern und Viehzüchter der Insel Fuerteventura nennen ihn einen “edlen” Vogel, weil er keine Ziegen, Schafe oder andere Tiere angreift
  • soll sich vor etwa 2.500 Jahren zuerst auf Fuerteventura etabliert haben, als die Insel erstmals von Menschen besiedelt wurde
  • Gründe für den stark zurückgegangen Bestand sind Veränderungen in der Agrarlandschaft, verringerte natürliche Rückzugsmöglichkeiten und Brutplätze. Auch die moderne Müllbeseitigung, oberirdische Stromleitungen,  Pestizide und Insektizide tragen zum Rückgang des Geierbestands bei.
  • seit 1998 gibt es ein Monitoring- und Forschungsprogramm. Im Jahr 2000 wurde die Gesamtpopulation auf etwa 130 Exemplare geschätzt, darunter 25 bis 30 Brutpaare.
  • seitdem die Art geschützt ist, hat sich der Bestand etwas erholt. Der Guirre kommt aber immer noch nur in wenigen Revieren und mit weniger als 300 Tieren auf Fuerteventura und Lanzarote vor

Die Tierskulpturen des Künstlers Bordalo II

Bordalo II schafft imposante, farbenfrohe Tierskulpturen aus Müll und Schrott. Diese sind schön und zugleich warnend, denn wir Menschen und unsere Abfälle, vor allem die nicht-recycelten, sind eine der größten Bedrohungen für die Tierwelt.

Der in Los Silos aufgestellte Geier ist Teil der Serie „Big Trash Animals“. Wie in Los Silos setzt Bordalo II auch an den anderen, weltweiten Ausstellungsorten der Serie auf die Darstellung von lokal bedrohten, aussterbenden oder bereits ausgestorbenen Tierarten. So konfrontiert er die jeweiligen Betrachter mit einem Problem, dass lokal vor Ort besteht. In Hamburg zum Beispiel hat der Künstler 2019 eine Maulwurf Skulptur geschaffen. Maulwürfe stehen in Deutschland unter Naturschutz und gehören zu den besonders geschützten Arten.

Der Streetart-Künstler Artur Bordalo wurde 1987 in Lissabon geboren und sieht sich als Teil einer konsumorientierten, materialistischen und habgierigen Generation, deren Erziehung auf den übermäßigen Konsum ausgerichtet ist. Als Hommage an seinen Großvater, den Maler Real Bordalo, verwendet er den Künstlernamen Bordalo II.

Die Müllvogel Skulptur von Bordalo in Los Silos ist ein Gehiemtipp

Das könnte dir auch gefallen

Schreibe einen Kommentar